In der Welt der Videospiele gibt es Werke, die durch überwältigende Effekte und aufregende Action abheben. Dann gibt es jedoch auch Spiele wie "Blue Prince", das sich unauffällig in unser Bewusstsein schleicht und dort bleibende Spuren hinterlässt. Dieses Spiel präsentiert sich als eine intellektuelle Herausforderung, bei der Architektur im Mittelpunkt steht statt explosiver Action.
Die Handlung umfasst einen jungen Mann, der das architektonische Erbe seines verstorbenen Onkels antreten muss. Allerdings ist dies nur unter einer außergewöhnlichen Bedingung möglich: Er muss einen mysteriösen Raum finden, der offiziell nicht existiert. Jeden Morgen beginnt er seinen Weg im Vestibül eines lebendigen Gebäudes, das sich täglich selbst neu erfindet. Die Entscheidungen, die er trifft, bestimmen nicht nur seine nächsten Schritte, sondern auch die Struktur des gesamten Hauses.
Dieses Spiel weist bewusst auf klassische Elemente von Spielen wie Punktesysteme oder virtuelle Trophäen verzichtet. Stattdessen belohnt es den Spieler mit dem Gefühl tiefer Erkenntnis. Der Fortschritt im Spiel basiert weniger auf der Sammlung von Gegenständen als vielmehr auf dem Erwerb von Wissen und dem Verständnis komplexer Zusammenhänge.
Die Herausforderungen sind subtil gestaltet, sodass manche Rätsel zunächst unscheinbar erscheinen. Doch genau diese Details können entscheidend sein, um weiterzukommen. So verlangt das Spiel von seinen Teilnehmern Aufmerksamkeit und Kreativität.
Auch wenn "Blue Prince" keine expliziten Hilfestellungen bietet, lockt es mit seiner faszinierenden Atmosphäre und seinem einzigartigen Konzept. Es gehört zu einer neuen Spielrichtung, in der Wissen wichtiger ist als Waffen. Vergleichbare Titel aus dieser Gattung sind zum Beispiel "Return of the Obra Dinn" oder "Outer Wilds".
"Blue Prince" hat es geschafft, die Herzen von Spielkritikern zu erobern. Es fordert die Spieler heraus, führt sie manchmal an ihre Grenzen, bleibt dabei aber stets faszinierend. Diese geistige Herausforderung begleitet einen sogar dann noch, wenn man das Spiel längst verlassen hat – sei es im Büro, im Zug oder sogar nachts im Bett.