Die Diskussion um eine mögliche Aufteilung der deutschen Strompreiszone hat neue Impulse erhalten, nachdem der europäische Netzbetreiberverband Entso-E seine Analyse veröffentlichte. Diese legt nahe, dass eine Unterteilung in fünf kleinere Zonen wirtschaftlich vorteilhaft sein könnte. Doch in Bayern trifft diese Perspektive auf breite Ablehnung, sowohl von politischen Entscheidungsträgern als auch aus wirtschaftlichen Kreisen. Ministerpräsident Markus Söder sowie Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger unterstreichen die Notwendigkeit einer einheitlichen Zone. Die Studie selbst weist jedoch erhebliche Einschränkungen auf, darunter ungenaue Daten und unsichere Annahmen.
In einem Bericht des europäischen Netzbetreiberverbands wird eine Teilung der bisherigen deutschlandweiten Strompreiszone in fünf kleinere Gebiete empfohlen. Dies soll eine jährliche Kosteneinsparung von 339 Millionen Euro ermöglichen. Der Vorschlag basiert auf der Annahme, dass durch geografische Unterschiede im Stromangebot und -bedarf optimale Preise erreicht werden könnten. In Süddeutschland, wo der Bedarf an Energie höher ist, könnte dies zu steigenden Preisen führen, während im Norden, mit seinem Überangebot an Windenergie, Preise sinken könnten.
Allerdings hebt die Studie starke Unsicherheiten hervor. Die Autoren warnen vor fehlenden oder veralteten Daten, die die Genauigkeit der Berechnungen beeinträchtigen könnten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass einige Verbraucher durch die Änderung sogar höhere Kosten tragen müssten. Diese Aspekte haben insbesondere in Bayern für Skepsis gesorgt. Politiker wie Klaus Holetschek kritisieren den Plan als „skandalös und kurzsichtig“, da bereits geplante Infrastrukturen wie der SüdOstLink und der SüdLink ab 2027 eine effizientere Verteilung ermöglichen sollen.
Die industrielle Landschaft teilt diese Bedenken. Vertreter verschiedener Branchenorganisationen argumentieren, dass eine Spaltung massive Unsicherheiten schaffen würde, was das Investitionsklima erheblich beeinträchtigen könnte. Insbesondere der Ausbau erneuerbarer Energien könnte dadurch gefährdet werden. Manfred Gößl vom Bayerischen Industrie- und Handelskammertag warnt vor steigenden Energiekosten in Süddeutschland, die die wirtschaftliche Stabilität weiter verschlechtern könnten.
Zwar sieht die EU-Verordnung über den Elektrizitätsbinnenmarkt eine Frist von sechs Monaten vor, um auf die Empfehlungen zu reagieren, doch bleibt die Position der Bundesregierung klar: Eine einheitliche Strompreiszone soll bestehen bleiben. Diese Ansicht wird von Politikern aller Parteien in Bayern geteilt. Sie betonen stattdessen die Notwendigkeit eines zügigen Netzausbaus, um Engpässe zu beseitigen und die Energiewende sicherzustellen.
In dieser kontroversen Debatte zeigt sich, dass die Frage der Strompreiszone weitreichende Konsequenzen für die deutsche Energiepolitik hat. Während Experten den Nutzen einer Aufspaltung diskutieren, bleibt die Realität der regionalen Unterschiede bestehen. Ein konsensfähiger Weg zwischen wirtschaftlicher Effizienz und ökologischer Nachhaltigkeit muss gefunden werden, um langfristig alle Akteure zufriedenzustellen.