Die Ernennung von Katherina Reiche zur künftigen Bundeswirtschaftsministerin wird in der Brandenburger Wirtschaft mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Besonders das Thema Mindestlohn steht im Mittelpunkt der Diskussionen, wobei die Unternehmensverbände eine realitätsnahere Wirtschaftspolitik fordern. Alexander Schirp von der UVB betont die Notwendigkeit, sich weniger an politischen Wunschvorstellungen zu orientieren. Zudem werden energiepolitische Themen sowie die Reduktion von Bürokratie als zentrale Aufgaben genannt.
In der Debatte um den Mindestlohn stehen zwei unterschiedliche Positionen gegenüber: Während die SPD weiterhin eine Erhöhung auf 15 Euro pro Stunde fordert, lehnt CDU-Chef Friedrich Merz einen Automatismus dafür ab. Die Union und die SPD hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, dass ein Mindestlohn von 15 Euro bis 2026 erreicht werden soll. Derzeit liegt der Mindestlohn bei 12,82 Euro. Experten sehen daher eine Herausforderung für die neue Ministerin, hier einen Kompromiss zu finden.
Katherina Reiches Fachwissen in der Energiewirtschaft macht sie zu einer qualifizierten Kandidatin für das Amt. Als Diplom-Chemikerin und langjährige Spitzenmanagerin in der Energiebranche bringt sie praxiserprobte Kompetenzen mit. Ihre Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende der Westenergie GmbH sowie ihre Funktion als Vorsitzende des nationalen Wasserstoffrats unterstreichen ihre Qualifikationen. Insbesondere für Brandenburg bietet sich durch ihre Expertise im Bereich Wasserstoffwirtschaft ein großes Potenzial.
Herausforderungen ergeben sich auch aus den Forderungen der Handwerkskammer Potsdam. Präsident Robert Wüst appelliert an die neue Ministerin, verlässliche Förderprogramme sicherzustellen und Bürokratieabbau konsequent umzusetzen. Starre Regelungen im Arbeitszeitgesetz sowie zeitraubende Genehmigungsverfahren behindern nach Ansicht der Handwerksbetriebe die Effizienz.
Nach den vorgezogenen Neuwahlen und dem angekündigten Politikwechsel erhofft sich die brandenburgische Wirtschaft eine spürbare Erholung. Insbesondere die Probleme mangelhafter Infrastruktur, zögerlicher Digitalisierung und übermäßiger Bürokratie sollen angegangen werden. Die Ankündigung eines Milliardenpakets und der Koalitionsvertrag senden laut Ina Hänsel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Potsdam, positive Signale.
Die brandenburgische CDU begrüßt die Nominierung von Parteifreundin Katherina Reiche. Jan Redmann, CDU-Landeschef, betont die Rückkehr dringend benötigten Sachverstands in das Wirtschaftsministerium. Mit ihrer umfangreichen Erfahrung in Politik und Wirtschaft gelte Reiche als kompetente Wahl für dieses wichtige Amt. Ihre frühere Tätigkeit als parlamentarische Staatssekretärin unter Angela Merkel unterstreicht ihre Qualifikationen.